Rückblick Symposium New Ways of Working 2011

Am 25. März 2011 fand das erste internationale Symposium zu "New Ways of Working" in Zürich statt. Damit wurde die Diskussion aktueller und zukunftsorientierter Büro- und Arbeitskonzepte durch Erfahrungsberichte und Konzepte aus der Schweiz und dem europäischen Ausland initiiert.

Am Vorabend hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit die „Smart-Working“ Pilotfläche der Credit Suisse in Oerlikon zu besichtigen und sich beim Apero riche auszutauschen.

Die Referate vom 25. März 2011 sind im Folgenden kurz zusammengefasst.

 

Markus Albers  

Markus Albers

Journalist & Autor

Markus Albers lebt als freier Journalist und Sachbuchautor in Berlin. Er ist Deutschland-Korrespondent der Zeitschrift Monocle, Autor bei Brand Eins und Editor at Large für The Iconist.

 

„Morgen komm ich später rein. Für mehr Freiheit in der Festanstellung“

In seinem einführenden Referat zu New Ways of Working hat Markus Albers die aktuellen Entwicklungen und Trends zum Arbeiten in der Wissensgesellschaft präsentiert. Auf der Basis seiner Recherchen hat er seine These, dass eine flexible und moderne Arbeitsauffassung ein Gewinn für alle sei, mit verschiedenen Argumenten und Belegen illustriert. Dabei hat der den Bogen von der Dauer ununterbrochener Arbeit bei der Bürotätigkeit (im Durchschnitt 11 Minuten) über das Stresserleben auf dem Weg zur Arbeit und die Selbstorganisation durch Result-Oriented-Work-Environments bis hin zum Einsatz neuer Informations- und Kommunikationstechnologien und Kosten-Nutzen-Verhältnissen von Büroflächen geschlagen. Markus Albers behauptet, dass 40-50 Prozent aller Jobs für mobiles Arbeiten geeignet seien. In besonderem Masse gelte dies für die Wissensarbeiter und die „kreative Klasse“.

 

Alexi Marmot  

Prof. Alexi Marmot

Bartlett School of Graduate Studies, University College London

Alexi Marmot verwendet faktenbasiertes Design und strategische Planungsmethoden in ihrer Forschungs- und Beratungstätigkeit. Sie ist ein CABE enabler und spezialisiert auf Büros.

 

„Mature ways of working: two decades of agile workplaces in the UK“

Alexi Marmot hat die Entwicklungen der New Ways of Working zusammengefasst als räumliche und zeitliche Flexibilität, Ziel- und Ergebnisorientierung und – als notwendige Bedingung - Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien. Diese Entwicklung hat sie in Bezug gesetzt zu der Entwicklung moderner Büroorganisationsformen und Bürokonzepte im Vereinigten Königreich. Sie hat festgehalten, dass Büroarbeitsplätze im Durchschnitt über einen Arbeitstag nur gerade zu 19 Prozent ausgelastet sind. Alexi Marmot hat ausgehend von „Alexi’s Law“ das besagt, dass je grösser ein Büro ist, umso seltener es benutzt wird (da es Geschäftsleitungsmitgliedern vorbehalten ist, die meist ausserhalb ihres Büros arbeiten), die Bedeutung von Flächenstandards reflektiert und einen Trend zu offenen Büros mit wenig Statusmerkmalen festgestellt. Als Ausblick in die Zukunft und grosse Herausforderung hat sie zum Thema Nachhaltigkeit eine Studie vorgestellt, welche die Vorteile von New Ways of Working für die Reduktion des Ausstosses von Treibhausgasen belegt.

Als Schlussfolgerung hielt Alexi Marmot fest, dass sich ein hoher Reifegrad im Workplace Management durch ein umfassendes Management der komplexen Anforderungen des Zusammenspiels von räumlicher und zeitlicher Flexibilität, Arbeitsorganisation und Technologie sowie Nachhaltigkeit auszeichnet.

 

Siri Hunnes Blakstad  

Prof. Siri Hunnes Blakstad

Leiterin Workplace Management, Telenor Eiendom Holding, Norwegen

Siri Blakstad ist Adjunct Professor an der NTNU und Leiterin Workplace Management der Telenor Immobiliengesellschaft. Ihre Spezialgebiete sind Wissensarbeitsplätze und Flächenmanagement.

 

„New Ways of Working in the Nordic Countries & Telenor´s experiences and plans for future development“

Siri Blakstad hat die Entwicklung der Bürokonzepte in Skandinavien aufgezeichnet und anhand des norwegischen Telekom-Unternehmens Telenor vertieft und illustriert. Telenor arbeitet seit mehr als 10 Jahren in non-territorialen Bürokonzepten. Die Erfahrungen damit sind laut Siri Blakstad positiv. Als besonders wichtig stellen sich Möglichkeiten für fokussierte Einzelarbeit und Projekträume heraus, die zusätzlich zu den Arbeitsplätzen in offenen Bürostrukturen angeboten werden. Darüber hinaus sollte möglichst ein Bezug zur lokalen Kultur in den Büros erkennbar sein; dies gelte insbesondere bei multinational tätigen Unternehmen.

Siri Blakstad betont, dass non-territoriale Konzepte mit höherem Unterhaltsaufwand verbunden sind als traditionelle Büroformen und dass kontinuierliche Innovation und Anpassung notwendig sind. Moderne aktivitätsorientierte Bürokonzepte müssen deshalb kontinuierlich überprüft werden, indem Daten zu Nutzungsweise, Zufriedenheit und usability der Arbeitsumgebung gesammelt und ausgewertet werden. Siri Blakstand verwies in diesem Zusammenhang auf die essentielle Bedeutung des Zusammenspiels von Wissenschaft und Anwendung im workplace management.

 

     
Wolfram Fuchs  

Wolfram Fuchs

Architekt, Berater bei congena GmbH

Architekturstudium TU-Berlin, Lehre, Forschung und Planung von Großkliniken, seit 1986 Berater bei congena, Schwerpunkt: Einführung neuer Bürokonzepte.

 

„Change Management. (Miss-) Erfolgsfaktoren für kooperative Nachbarschaften“

Ausgehend von der Entwicklung in die Wissensgesellschaft hat Wolfram Fuchs Verdichtung, Unternehmenskultur und Kommunikation als Erfolgsfaktoren identifiziert. Diese lassen sich u.a. durch bürokonzept-bezogene Katalysatoren umsetzen. So ist laut Wolfram Fuchs z.B. dem Flächenbedarf die Flächeneffizienz entgegenzusetzen. Als Büroorganisationsform bietet sich hierzu z.B. der Business Club an. Für das Change Management zu New Ways of Working hat Wolfram Fuchs die Prinzipien von virtuellen Gemeinschaften auf Prinzipien kooperativer Nachbarschaften bezogen und entsprechende Instrumente wie Projektmarketing, Kampagnenplan und Erfolgskontrolle diskutiert.

 

 

Pieter van der Laan

Partner & Workplace Strategist YNNO, Niederlande

Pieter van der Laan ist Senior Consultant und spezialisiert im Bereich Workplace Innovation and Facilities. 

 

 

„Lessons learned from 15 years of New Ways of Workingin the Netherlands“

Pieter van der Laan berichtete über Erfahrungen mit New Ways of Working aus den Niederlanden. Gleich zu Beginn seiner Ausführungen wies Pieter van der Laan darauf hin, dass es viele verschiedene Formen von New Ways of Working gebe und man deshalb entsprechend keine Rezepte für die erfolgreiche Einführung und Umsetzung erwarten dürfe. Laut den Erfahrungen von Pieter van der Laan muss eine Veränderung in Richtung New Ways of Working mit einer Vision der Geschäftsleitung beginnen und muss mitarbeiterzentriert positioniert sein, damit sie zum Erfolg führt. Er betonte ferner, dass die Verbindung von HR, Kommunikation, IT und FM eine Voraussetzung für den Erfolg sei, ebenso wie die gründliche Analyse der Ausgangslage. Mit Blick in die Zukunft vermutet Pieter van der Laan, dass bei Gestaltung und Nutzung von Bürogebäuden die Funktionen des sozialen Austauschs und des gegenseitigen Lernen an Bedeutung gewinnen werden.

     
Stefan Camenzind  

Stefan Camenzind

Partner, Executive Director bei Camenzind Evolution

Stefan Camenzind gründete 1995 – nach langjähriger Erfahrung bei
Nicholas Grimshaw in London und Renzo Piano in Paris – gemeinsam
mit Tanya Ruegg Basheva das Architekturbüro Camenzind Evolution.

 

„Workplace Innovation - processes for succes“

Stefan Camenzind hat seine architektonische und gestalterische Perspektive vorgestellt und anhand der von ihm gestalteten Bürowelten bei google und Credit Suisse ausführlich illustriert. Stefan Camenzind versteht Gebäude als Instrumente bzw. enabler. Bei der Gestaltung ist es ihm wichtig, dass emotionale, technische, soziale, kognitive, kulturelle und physische Räume verbunden werden. Er postuliert deshalb, dass man die Nutzer einer künftigen Arbeitswelt nicht fragen muss, was sie wollen, sondern verstehen muss wer sie sind. Dazu sind umfangreiche Analysearbeiten nötig, die Stefan Camenzind anhand von Beispielen illustrierte. Die daraus resultierende Kenntnis der Unternehmens ermöglicht dann die entsprechend angepasste Gestaltung. Laut Stefan Camenzind sind persönlich zugewiesene Arbeitsplätze und Statusmerkmale in Zukunft weniger wichtig, während die Bedeutung von Wahlmöglichkeiten zwischen Arbeitsplätzen und –umgebungen in Bürogebäuden weiter zunehmen wird.

 

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